Rüwwer und nüwwer, das "römische" Evora, Steine, Zicklein satt und das Bergland beginnt
Hallo an alle aus dem portugiesischen Bergland.
Tatsächlich war uns ja das Gas ausgegangen in Monsaraz. Und weil wir ja sowieso auch tanken mussten, lohnten sich die etwa 25 Kilometer bis zur ersten Ortschaft auf spanischer Seite. Für die Genauen: am Sprit (bei 72 Litern, die rein passten, durchaus ein Aspekt) ca. 20 ct je Liter gespart und beim Gas etwa 13 Euro. Der wichtigste Grund aber war natürlich der, dass wir ja eine spanische Gasflasche haben und jetzt nicht noch eine zusätzliche portugiesische kaufen wollten, für die wir am Ende ja nichts zurück bekommen; davon abgesehen, wohin damit?
Alles klappte reibungslos und wir fuhren mit dem guten Gefühl, alles richtig gemacht zu haben, weiter die ursprüngliche Route entlang. Rüwwer und nüwwer halt.
Unser erstes Ziel nach dem nötigen Einkauf für die kommenden Tage war Evora, eine Stadt mit Kathedrale und Säulen aus der Römerzeit, Weltkulturerbe. Einen Stellplatz sehr nahe am Stadtzentrum fanden wir auch schnell, und selbstredend machten wir uns auf zur „Stadtdurchpflügung“ als der Motor quasi noch lief…
Die Stadt überraschte uns! Zahlreiche Kirchen, geschäftige Plätze, eine Reihe schöner Gebäude, eine mitten drin stehende, mächtige Kathedrale und vor allem viele Zeugen aus der Zeit des Römischen Reichs unter Augustus.
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In Evora |
Nicht nur die Säulen oder das römische Bad, bald noch beeindruckender erschien uns das hunderte Meter lange, in der Bausubstanz noch wunderbar erhaltene Aquädukt.
In der City haben sie einfach in die Rundbögen unter dem Aquädukt hinein gebaut, etwas außerhalb der alten Stadtmauer steht es teilweise mitten im Grünen, wahrhaft ein Augenschmaus. Natürlich stimmte bei 23 Grad und stahlblauem Himmel auch das Wetter.
Und als ich nach dem elf Kilometer langen Rundgang ein wenig ruhte und die fast 100 Fotos sortierte, machte sich Miss Latsch natürlich gleich wieder auf den Weg. Dabei entdeckte sie ein asiatisches „all-you-can-eat“- Restaurant, und weil das sushi schon auf dem Foto gut aussah, stimmte ich der Speise-planänderung zu.
Tatsächlich gingen wir den knappen Kilometer zum Abendessen also hin und man darf sagen, dass es sich gelohnt hat, in der Tat schon alleine wegen des außergewöhnlich und sicher überdurchschnittlich guten sushis.
Eine angenehm ruhige, aber kühlere Nacht folgte, und morgens änderten wir nach dem Frühstück kurzfristig den Plan. Wir wollten uns nun doch die steinernen Zeitzeugen früherer Tage rund um Evora ansehen. Zuerst und nach sehr holpriger, anstrengender Fahrt auf dem letzten Teilstück besuchten wir den „Great Dolmen of Zambujeiro“. Das ist eine der größten Megalith- Konstruktionen in Europa, und es erinnert durchaus an die Steinchen von Stone Henge. Also, wenn man Phantasie hat! Nicht nur weil die hier natürlich deutlich kleiner sind in den Ausmaßen, sondern vor allem weil sie erstens doch reichlich zusammen gefallen, zweitens reichlich durch Mauern und Stützen gehalten werden und sich drittens nur unter einem Schutzdach befinden. Besonders fotogen jedenfalls stellten sie sich uns nicht vor…
Danach weiter zu „The Almendres Megalithic Enclosers“, wobei wir das WoMo sechs Kilometer zuvor am Ortsrand parkten. Leider gingen die sechs Kilometer Fußweg kontinuierlich bergauf. Immerhin – bei voller Sonne natürlich und blauem Himmel, aber dafür kühlen 16 Grad – wanderten wir an wunderbaren Wiesen und lichten Korkeichenwäldern vorüber.
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Deshalb lieben wir die Korkeichen |
Dann erreichten wir endlich diesen Steinkreis, der aus 95 Megalithen, ziemlich mächtig zum Teil, besteht. Jedenfalls lohnenswerte Motive.
Zuletzt und auf dem Rückweg liegend stoppten wir noch an einem wahrhaft mächtigen Hinkelstein (also einem Menir), der da wieder mal einfach so stand. Schon irgendwie beeindruckend, nicht allein durch die Größe, auch durch die Tatsache, dass die ja mal jemand eingegraben und aufgestellt hat…
Auf den Nachmittag hin erreichten wir unser Tagesziel, einen Campground nahe der Stadt Estremoz. Wir mussten einerseits mal wieder an den Strom, um diverse Dinge wie Kamerabatterie oder Powerbank aufzuladen, andererseits platze unser Wäschesack bald aus den Nähten. Und so verbrachten wir dann auch den Rest des Nachmittags, immer auch mit einem Auge schon auf den Abend schielend, wo uns eine Edelfischplatte mit grünem Salat und Bratkartoffeln kredenzt werden sollte…
Die Stadt selbst, die vor allem von den Marmorbrüchen in der Gegend lebt, bot uns nicht wirklich viel, vielleicht hatten wir auch zu viel erwartet. Der Marmorbruch jedenfalls hatte geschlossen, so dass wir ihn nicht besuchen konnten. Interessant erschien uns die Kathedrale und der Rest der alten Burg, aber – so das Touri- Büro – auf den Turm kann man bloß, wenn man sich in der Kirche den Schlüssel besorgt… Die gute alte Frau ging also mit einem mächtigen Schlüsselbund mit uns und schloss auf. Allerding wollte sie die ganzen Treppen nicht mit steigen und so hatte ich plötzlich Schlüsselgewalt.
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In Estremoz |
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Plötzlich Schlüsselgewalt! |
Nur, auf den Glockenturm konnten wir nicht, kein Schlüssel passte… Dafür in das Sterbezimmer der als Heilige verehrten Königin Isabel, deren Statue auch auf dem Platz vor der Kathedrale steht.
Abends packten wir den Grill aus; es sollte das unlängst gekaufte Zicklein geben, immerhin (wenn auch mit Knochen) 1300 Gramm! Aber das Wuschel verweigerte, ihr war das Fleisch insgesamt zu fett. Mir hingegen mundete es ganz vorzüglich und so aß ich es bis auf zwei Happen für den nächsten Mittag eben alleine. Wobei auch der Rosario, den ich dazu trank, erwähnenswert ist, denn der haute sowas von rein (staubig trocken, schwarz-rot und gnadenlos schwer – aber sehr gut)…
Wir machten uns bei erneut sensationellem Wetter und mittags schon 24 Grad (wobei die Nächte derzeit sehr kalt sind, das sei erwähnt) auf den Weg und folgten einer Reiseführer- Empfehlung, den Umweg nach Avis in Kauf zu nehmen. In der Tat fanden wir einen grandiosen Platz für die Nacht am dortigen Stausee, und für Samstag, war ein Stopp in der Stadt geplant.
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Avis und an unserem Stellplatz |
Avis verlangte uns nicht alles ab, denn groß ist es nicht eben. Ein altes Kloster, von dem nur noch die Fassade steht, einige schmucke Gebäude, ein restauriertes Stadttor und ein ehemaliger Wachturm, den man (98 Stufen, vormittags!) hinauf steigen konnte, ein Muss!
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In Avis |
Langsam änderte sich die Landschaft. Aus hügelig wurde schon ein bisschen bergig, und die vielen Korkeichenwälder wurden abgelöst von vor allem Wein und Oliven. Daneben wird in dieser Gegend offenbar auch eine Menge Viehwirtschaft (Schafe, Rinder und Ziegen) betrieben. Und überall sonst fanden sich zahlreiche, teils mächtige Granitblöcke mitten im Gelände liegend.
Wir erreichten Marvao. Dies ist eines der (offiziell) zwölf historischen Dörfer Portugals und man sagt, es sei eines der schönsten. Hoch oben auf einem Felsmassiv thronte es und war schon von weitem sichtbar (blauer, Himmel, 24 Grad, logo!), klick klick!
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Von weitem schon sehr beeindruckend: Marvao |
Wir hätten dort auch übernachtet, aber aus einem wunderbaren Platz machten sie vor einem Jahr einen reinen Tagesparkplatz, und das Touribüro erläuterte auf Nachfrage, dass die umliegenden Campgrounds interveniert hatten, weil jeder eben auf diesem Platz blieb. Also kein Wasser mehr, Verbotsschilder und anscheinend strenge (und wahrhaft teure) Kontrollen. So sahen wir uns eben "nur" das Städtchen an, das aus unserer Sicht aber vor allen Dingen von der wahnsinnig gelegenen, wahrlich großen und überraschend gut erhaltenen Burg und deren Mauern lebt. Sogar die Zisterne im "Keller" war zu begehen.
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In Marvao und dessen mächtige Burg |
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"Stil echte" Utensilien im Souvenirshop |
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Innerhalb der alten Zisterne der Burg |
Letzte Etappe an diesem Tag war danach die Fahrt vorbei an weiteren kleinen, teilweise schön gelegenen Dörfern zum Stausee "Povoa e Meadas", wo es einen Stellplatz geben sollte.
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Noch eines dieser wirklich schönen Dörfer |
Da es wirklich touristisch ruhig ist in der Gegend machten wir uns kaum Gedanken und staunten nicht schlecht, dass wir so gerade noch einen Platz fürs WoMo ergatterten, so begehrt scheint die Stelle.
Und dort stehen wir, haben zwei Nächte vor uns und eine Wanderung; ab sofort können wir Ausschau halten nach einer echten Rarität, denn es leben in dieser Gegend ein paar wenige Schwarze Störche. Wir werden sehen...
Ob wir Glück hatten, was sonst passiert und wohin es uns treibt, darüber berichten wir auf diesem Kanal demnächst. Wir wünschen allen, dass sie vom heimischen Wetter nicht zu sehr genervt sind und dass es gut geht,
herzliche Grüße,
die Müllersfrau und der Smutje
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