Wenn eine Überschrift echt nicht mehr ausreicht...



Ein freundliches Grüß Gott allerseits, wir melden uns aus dem portugiesischen Inland.
Nach einer letzten Nacht in Castro Verde zogen wir weiter. Erster Halt allerdings war ein „Intermarche“- Supermarkt, von dem sie in der Stadt gleich zwei haben. Unter anderem kamen wir an einer schmucken Lammkeule nicht vorbei und ließen sie uns in passende Steak- Stücke sägen. Wenn man aber dem Meister zuschaute, musste man gute Nerven haben. Die Säge (also eine für Knochen!) raste im Vollspeed und er schob das Stück zuerst mit den bloßen Händen – eine Schutzvorrichtung: Fehlanzeige – bis etwa zur Mitte, griff dann hinten um das dröhnende Sägeblatt herum und zog das Fleischstück vollends durch. Dann von neuem, elfmal…


Mertola, Mina do Sao Domingos, Fliegen…
und endlich: nie wieder Schuppen!

Wir fuhren weiter ostwärts und befanden uns auf dem Weg nach Mertola zwischendurch einmal knapp an der Grenze zu Spanien. Erstmals überhaupt irgendwo sahen wir übrigens am Straßenrand Verkehrsschilder mit „Achtung! Luchse“ samt Luchskopfportrait – kommt zur geistigen Sammlung mit Känguruhs, Kiwis, Elchen usw.  In dieser recht schmuck gelegenen  kleinen Stadt sahen wir uns die alte Burg an, entschieden dann aber, weil wir einfach recht früh dran waren, noch weiter zu fahren. 

Mertola, Castelo und in der Stadt





Und so landeten wir schließlich an einem Stausee in dem Ort Mina do Sao Domingos.



Hier lebten einst etwa 6000 Menschen, heute sind es gerade noch 600, und wir beide senkten den Altersschnitt kurzfristig deutlich… Es gab bis Ende der 60er- Jahre eine mächtige Kupfermine, aber heute stehen dort nur noch Ruinen. Es wird versucht, zu renaturieren, was natürlich Zeit kostet, und auf dem Weg durch und um die riesige Anlage lässt sich dies auch gut erkennen.
Diese Tour unternahmen wir nach der ersten Nacht am See, es wurde eine gut 18 Kilometer lange Wanderung, und die alten Anlagen und zerfallenen Gebäude erinnerten wirklich stark an eine Geisterstadt. Dazu kam, dass es an vielen Stellen absolut still ist, kein einziger Laut war hörbar. An anderen wiederum, dort wo noch alte Kamine stehen, bauten Störche ihre Nester und ließen es sich gut gehen.   

Ort wie Mine eine Geisterstadt





              
Hier fand ich aber auch endlich das ultimative Mittel gegen Schuppen! Also falls jemand jemanden kennt mit diesem Problem, unter dem Foto ist die Lösung zu finden...


Schuppen ade! Einfach nur in einem der beiden Gewässer die Haare waschen! Einmalige Anwendung genügt! Nie wieder Schuppen!
 Nebenwirkungen: In 1 Million von 1 Million Fällen fielen nach der Anwendung dauerhaft sämtliche Haare aus!
 


                                                                                                            Einige hübsche und interessante Motive gab es, und irgendwann – in einem Abschnitt mit vielen Eukalyptusbäumen – sagte die Müllerin plötzlich: „Guck doch mal, die vielen Fliegen da vorn!“ Nur zwei Sekunden später war „da vorn“ praktisch um uns herum, und die „Fliegen“ stellten sich als, ich schätze grob (schätze!) 1500 Bienen heraus! Oh oh, eine echte Wolke von Bienen, und sie flogen bis Hüfthöhe herab. Das Summen hätte gut gelangt, um eine CD aufzunehmen. Ich empfahl, ruhig weiter zu gehen, keinesfalls hektisch zu werden und erst Recht nicht um sich zu schlagen. Und in der Tat, nach vielleicht zehn, 15 Metern waren wir draußen aus der Wolke, vollkommen unversehrt. Ein Mitglied der Reisegruppe litt noch ein bisschen unter Gänsehaut und erschrak tatsächlich, wenn ich sagte: „Äh, da an deinem Ohr, ist da noch eine?“…


Ein Juwel mitten auf dem Lande: Serpa,
und wenn es Sommer wird!

Bevor es tags darauf nach Serpa weiter gehen sollte, nutzten wir die im Ort vorhandene Ver- und Entsorgungsanlage und füllten vor allem Frischwasser auf.
Danach fuhren wir wie üblich auf kleineren Nebenstraßen in Richtung Serpa, und die Gegend, immer noch sanft hügelig, bot uns Eukalyptus- Alleen, Korkwälder, Olivenhaine soweit das Auge reicht, sehenswerte Blumenwiesen und Abschnitte, in denen auf wirklich jedem Mast am Straßenrand ein Storchenpaar nistete.



Serpa erschreckte uns erst einmal damit, dass der an sich günstig gelegene Stellplatz komplett zugemacht hat! Aber nachdem wir – eigentlich nur schnell etwas Brot – eingekauft hatten, unter anderem eine mächtige Portion Zicklein (!), fand die Müllerin eine sehr gute Alternative zwischen örtlichem Schwimmbad und einem Supermarkt. Sackgasse, hinter uns nur Schafswiese und total ruhig. Also außer dass uns am frühen Abend zwei Mädels „auffielen“, weil sie quasi alle drei Meter die Karre abwürgten… Ich fragte mal, ob sie Hilfe brauchen, wohl wissend, dass auf meine zweite Frage, ob die eine (sah aus wie 16) gerade das Fahren zu lernen versucht, ein „ja“ kam – also von der Beifahrerin, die Fahrerin sagte „nein“. Hab ich gelacht!
Serpa überraschte uns! Wunderbare, einfach nur Menschen leere Gassen, wunderbare Gebäude und eine Burg (kein Eintritt, wir waren dort vollkommen alleine…), auf deren Mauern wir entlang spazieren konnten. 
Klar, es wurde ja auch „Sommer“, 24 Grad, keine Wolke!

Das wirklich wunderschöne Serpa



Der Eingang zur Burg


Das noch aus der Römerzeit stammende und gut erhaltene Aquädukt

 Bevor wir weiter machen, noch die Antwort auf eine Frage, weshalb wir Olivenbäume so mögen: wir mögen sie nicht, wir lieben sie, und zwar allein wegen ihrem altehrwürdigen Aussehen!

Weshalb wir Olivenbäume lieben...




Moura und Estrella - am größten Stausee Europas, 
und endlich ein Sonnenuntergang


Nach dieser total ruhigen Nacht, es hatte sich auch später am Abend kein WoMo mehr dazu gesellt, fuhren wir morgens weiter. Ziel war der größte Stausee Europas, der „Algueva“- Stausee. Der ist 250 qkm groß, die Uferlänge beträgt 1200 Kilometer. Wow!


Moura, Castelo und Stadt






Dort übernachteten wir nach dem Kurzbesuch des Städtchens Moura und einem Kurzaufenthalt an der Staumauer – wo wir doch glatt ein Paar aus meiner Geburtsstadt Reutlingen trafen - und einem kleinen Hafen in Estrella, direkt am See. Ein Zauberplatz! Und da erlebten wir auch einmal, was es heißt, mit dem WoMo unterwegs zu sein: denn auf den Platz (der ja völlig wild ist und eigentlich nur eine „Wendeplatte“) passen maximal fünf Mobile. Vier standen schon dort, und zwar so, dass es keine Möglichkeit gab, zusätzlich zu stehen. Aber wir hatten noch nicht richtig hingeschaut, als einer auf uns zukam und anbot, dass er (obwohl er sein komplettes Zeug verräumen musste) ein Stück vor fahren würde, dann könnte es für uns noch passen. Es passte noch, und man muss sich vor dem freundlichen Holländer („wir sind doch alle Camperer!“) wirklich verneigen! Super Aktion!

Wunderbarer Übernachtungsplatz in Estrella am Algueva- Stausee
 


Schon der abendliche Sonnenuntergang bestätigte die Richtigkeit der Stellplatzwahl in Estrella, und der Tag wurde gekrönt durch die Mahlzeit, die da aus „Langostinos satt“ mit sehr frischem Baguette bestand.


Mourao, eine schreckliche Entdeckung und
das zauberhaft mittelalterliche Monsaraz

Natürlich schliefen wir total ruhig und entsprechend gut! Alles, was man hören konnte, waren die Laute der Nacht, also ab und zu ein paar Tiere. Ein kurzer Schockmoment morgens: alles in dicken Nebelschwaden! Aber die Sonne brannte diese zügig weg und dann begann ein Tag wie jeder derzeit, was das Wetter angeht: wunderbar sonnig und fast schon sommerlich warm bei 24 Grad.
Nachdem wir uns – völlig für umsonst… - in einem Ort auf der Strecke versorgen und entsorgen konnten, stoppten wir in Mourao. Das ist ein kleiner Ort abseits der meisten Routen, und auch nicht direkt an dem mächtig großen Stausee gelegen. Einzig eine von den Ausmaßen her große Burg zieht vielleicht einmal Touristen hierher. Wir jedenfalls entdeckten keine anderen. 
 
Die ziemlich große Burg von Mourao


Immer wieder gesehen: Alters unabhängig geht frau hier nicht außer Haus, wenn die Mode und der Duft nicht stimmen...

Dafür machten wir eine andere, Angst machende, schreckliche Entdeckung: nicht Nordkorea ist die Gefahr für die Welt, es ist Portugal! Und wir fanden heraus, wo sie ihre Atomraketen verstecken. Es ist in Mourao, wir können es beweisen!

Die jetzt entdeckten, raffinierten Atomwaffenverstecke





In Wirklichkeit wissen wir jedoch tatsächlich nicht, was diese riesigen, wirklich überdimensionalen und nach unserer Kenntnis einmaligen Schornsteine in dieser Stadt zu bedeuten haben. Aber sie fallen auf, und sie sind mächtig!   

Unser Tagesziel hieß Monsaraz. Und schon als wir darauf zufuhren, staunten wir Bauklötze! Thronend auf einem Berg, hoch über dem Algueva- Stausee, ringsum von einer uralten Stadtmauer umgeben, so präsentierte es sich im Sonnengleiß! Wir wussten, dass es einen Stellplatz ziemlich oben gibt und freuten uns, als wir dort, ganz gemütlich übrigens, denn es ist fast nichts los in Sachen Tourismus, unser fahrendes Hochhaus abstellen konnten.

Das mittelalterliche Monsaraz und ein genialer Stellplatz




Wir durchpflügten natürlich umgehend die mittelalterliche Stadt, also die genau drei parallel verlaufenden Straßen, die es dort gibt; okay, es gibt einige Touri- Shops, es gibt unzählige Restaurants, aber ansonsten sprechen die Fotos für sich. Nichts los, wunderschöne Gebäude, einfach schmuck. Und die Lage oberhalb des Sees hat natürlich auch seine Besonderheit. Definitiv können wir heute von einem der highlights dieser Reise sprechen!

In Monsaraz







Und dann, als wir fertig waren, stellten wir fest, dass wir heute nur fünf Kilometer zu Fuß gemacht hatten. Noch ein Schockmoment, zumindest für eine aus der Reisegruppe… Aber der Waldschrat wäre nicht Frau Müller, wenn sie nicht ganz schnell einen Wanderweg rund um den Berg gefunden hätte! Und dann machte sie sich auf den Weg, während ich ein wenig die Aussicht und die Ruhe genoss, um nach dreizehn Kilometern und hungrig zurück zu kommen. Aber sie brachte auch ein paar Fotos mit von unterwegs.


Einer von zahlreichen Meniren, also Hinkelsteinen, die sich besonders auch in dieser Gegend (und die Menschen gemacht sind!) noch finden


Mit einem wunderbaren WOK- Gericht aus Lammkeule und diversen Gemüse und Pilzen sowie Reis rundeten wir diesen wahrlich nicht üblen Tag ab.
Morgen fahren wir weiter, wieder weg von der hier nahen spanischen Grenze und nordwärts. Wobei es nicht schädlich ist, diese Grenznähe, jedenfalls gerade jetzt. Denn wir brauchen Sprit und das Gas ging während des Kochvorgangs (ärgerlich, aber konnte geheilt werden) zu Ende, so dass wir gleich zwei Gründe haben, kurz hinüber zu fahren.

Wie es weiter geht und was noch alles passiert, kann der geneigte Leser gerne unter diesem link verfolgen. Wir berichten in regelmäßiger Unregelmäßigkeit.
Bis zum nächsten Mal, herzliche Grüße von

Wuschel & Tommy

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